Broers KWS Seuren

Brüder teilen Leidenschaft für Technik und Unternehmertum

Sie sind 26, 24 und 21 Jahre alt. Die Brüder Koen, Wout und Stan Seuren aus Gennep. Schon während ihres Studiums reparierten sie Fahrradakkus. Es begann als Hobby, aber schon bald nahmen sie heimlich während der Vorlesungen telefonische Bestellungen entgegen. Technische Fragen wurden gegoogelt. Wissen gepaart mit der Fähigkeit, sich selbst beizubringen. Nur wenige Jahre später arbeiten bei KWS Seuren etwa fünfundzwanzig Menschen. Und es werden schnell mehr. Es gibt große Pläne: Die Automobilbranche lockt.

Im Transportzentrum Beugen verfügt KWS Seuren über eine Werkstatt von mehr als tausend Quadratmetern. Im Februar in Betrieb genommen. Gerade vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. "Gut so, denn den anderthalb Meter Abstand hätten wir in unserer vorherigen Unterkunft – mit zehn Leuten auf sechzig Quadratmetern – nie, aber auch wirklich nie einhalten können", lacht Stan (21), der Jüngste. Genau wie Wout (24) hat er ein Studium in Elektrotechnik abgeschlossen. Koen (26) hat Maschinenbau studiert.

Fahrradgeschäfte

Im Jahr 2016 begann das Hobby: der Umbau eines "normalen" Fahrrads zu einem Fahrrad mit elektrischer Unterstützung. Für Familie, Freunde und Bekannte. "Eigentlich haben wir mit der Vermietung von Wohnmobilen angefangen, und das machen wir übrigens immer noch, mittlerweile mit etwa acht Wohnmobilen", sagt Koen. "Wir haben damals auch die Wartung dafür übernommen, und so kam einmal ein Bekannter vorbei und fragte, ob wir nicht mal seinen Fahrradakku reparieren könnten, den der Händler offenbar aufgegeben hatte. Das gelang uns nach ein paar Wochen. Wir öffneten die Akkus und kauften online neue Akkuzellen. Der Bekannte bekam zwei überholte Akkus zum halben Neupreis. Und er konnte damit fortan doppelt so weit fahren."

Es kamen mehr Anfragen. Werbung auf Marktplaats brachte zunächst nicht viel zusätzlichen Umsatz, also beschlossen die Brüder, Fahrradgeschäfte in der Umgebung anzusprechen. "Der allererste sagte gleich: Ich habe fünf davon, schau mal, was du damit machen kannst. Inzwischen haben wir zweihundert Fahrradläden als Kunden. Von Süd-Limburg bis Groningen und von hier bis Amsterdam. Wir sind mittlerweile auch in Belgien aktiv, wo wir wöchentlich Geschäfte machen, und schauen jetzt auch auf den deutschen Markt. Näher an der Heimat könnten wir auch sehr interessant sein für zum Beispiel Ferienparks, die manchmal bereits eine ansehnliche Flotte von Elektrofahrrädern haben."

KWS Seuren broers

Daseinsberechtigung

Der Jahresumsatz hat mittlerweile die Millionengrenze überschritten. Die Anzahl der Mitarbeiter steigt stetig in Richtung dreißig. Wout: "Am Anfang haben wir alles selbst gemacht, wie das so oft der Fall ist: von Reparaturen bis zur Website. Aber jetzt besetzen wir Positionen mit Menschen, damit wir uns besser fokussieren können. Und dann kannst du als wachsendes Unternehmen viel bewirken, auch in Corona-Zeiten: Ein Schwager von uns, der in der Gastronomie gearbeitet hat, ist jetzt Vollzeit bei uns beschäftigt. Wir konnten auch schon etwa zehn Praktikanten einen Platz bieten und sind mittlerweile ein anerkannter Ausbildungsbetrieb."

Laut den Brüdern, die gemeinsam die Geschäftsführung von KWS Seuren bilden, ist ihre Arbeit keine höhere Mathematik. Aber in ihrer Erfindungsgabe und der Tatsache, dass die Überholung von Fahrradakkus ein Wirtschaftszweig ist, der mit dem Verkauf von E-Bikes wächst, liegt ihre Daseinsberechtigung. Fahrradgeschäfte reparieren sie selbst selten, und ein neuer Akku ist teuer. Darüber hinaus werden die Akkuzellen immer besser, passen gut in alte Gehäuse, und so kann ein überholter Akku mehr Leistung als das Original liefern. Koen: "Dazu kommt, dass einige Modelle von Elektrofahrrädern mittlerweile nicht mehr hergestellt werden, also auch der Akku nicht. Dann müsste man nach drei Jahren schon Abschied nehmen von einem Fahrrad, das dreitausend Euro gekostet hat. Daher ist die Wahl für die Überholung logisch."

"Alles wird elektrisch"

KWS Seuren überholt und repariert Fahrradakkus fast aller Marken, auch für elektrische Roller. Es werden auch maßgeschneiderte Akkus für spezielle Fahrräder, Boote, Haushaltsgeräte, Rasenmäher und Bohrmaschinen hergestellt. Inzwischen kaufen die Brüder Zellen direkt bei Samsung und als offizielle Partner sind sie nun im Gespräch mit einem der größten Fahrradspezialisten Europas. Und das, obwohl der Geschäftsplan eigentlich immer noch nicht ausgearbeitet ist. Die Brüder wurden von der Realität eingeholt: der Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen. "Alles wird elektrisch", sagt Koen, "also werden wir auch an anderen Arten von Akkus arbeiten, die aus dem Automobilbereich stammen."


Stan realisierte ein besonderes Projekt: einen Peugeot 106 aus dem Jahr 1996, ein frühes elektrisches Modell. Ausgemustert wegen des giftigen Nickel-Cadmium-Akkus. "Aus gebrauchten Fahrradakkus haben wir einen Lithium-Ionen-Akku gebaut. Das Auto hat jetzt eine Reichweite von 250 Kilometern. Mit dem Originalakku kam man kaum 100 Kilometer weit... Wir haben auch einen Golf GTE aus dem Jahr 2015 als Testmodell, um zu sehen, ob wir die Akkukapazität erhöhen können." Die Autodidakten machen unermüdlich weiter...


In der Erfindungsgabe liegt ihre Daseinsberechtigung.


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