Es begann mit dem Akku ihres Vaters
Das handwerkliche Geschick haben sie von ihrem Vater, sagen die Brüder. Sie waren schon immer damit beschäftigt, Dinge zu reparieren und vor allem herauszufinden, wie etwas funktioniert. Es dauerte daher nicht lange, bis jemand sie bat, sich den Akku seines Elektrofahrrads anzusehen. Der funktionierte nämlich nicht mehr so gut. Die Jungs fanden das eine interessante Aufgabe. "Wir mussten selbst alles im Internet recherchieren", erzählt der 23-jährige Wout. Schließlich gelang es ihnen, innerhalb weniger Wochen Teile zu bestellen und den Akku zu überholen. "Er konnte damit sofort doppelt so weit fahren", sagt der drei Jahre ältere Koen. Mundpropaganda tat den Rest, und bevor sie es wussten, war eigentlich keine Zeit mehr zum Studieren.
"Ziemlich beeindruckend, denn wir sind handwerklich geschickt, aber überhaupt keine Verkäufer", sagt Wout. "Da standen wir etwas ungeschickt in einem Fahrradgeschäft und erzählten, was wir können. Alles hat gut geklappt, und mittlerweile ist KWS Seuren auch ein anerkannter Ausbildungsbetrieb. Studenten dürfen dort Praktika absolvieren und Menschen mit einem Abstand zum Arbeitsmarkt können dort arbeiten. Die Corona-Krise hat ihnen dabei sogar ein wenig geholfen, es gab plötzlich genügend Hände. "Aber diese Leute werden bald wieder zur Schule gehen, also mussten wir auch schon wieder Stellenanzeigen schalten", sagt Koen.
"Mit einem überholten Akku kann man manchmal bis zu doppelt so weit fahren."
Das Prinzip ist einfach. Elektrische Fahrräder, die vier bis acht Jahre alt sind, haben oft mit Akkus zu tun, die nicht mehr so gut funktionieren. Man kann nicht mehr so weit damit fahren, oder im schlimmsten Fall funktioniert er gar nicht mehr. Ein neuer Akku ist teuer. Da ist die Marktlücke. Die Brüder können in den meisten Fällen den Akku überholen. Und das nur für einen Bruchteil der Kosten eines neuen Akkus. Der große Vorteil eines neuen Akkupakets ist, dass der Benutzer oft sofort viel weiter mit dem neuen Akku fahren kann. "Manchmal bis zu doppelt so weit", sagt Koen. Die Akkuzellen werden im Laufe der Zeit immer kleiner und leichter. Noch ein Vorteil der Überholung, finden die Brüder. "Wir geben natürlich auch Garantie, genau wie im Fahrradgeschäft."
Bruder Stan (21) zeigt noch einmal seinen Stolz. Einen Peugeot 106 aus dem Jahr 1996. Das dunkelgrüne Auto ist besonders, denn es ist eines der wenigen Tausend Exemplare, die damals auf den Markt gebracht wurden. Voll elektrisch. "Man sollte damit hundert Kilometer fahren können, und dann müsste man ihn wieder aufladen, und das dauerte dann etwa fünf Stunden", sagt Stan. Da versteht man sofort, warum dieses Auto nie ein großer Erfolg wurde... Wout erklärt, dass jedes Fahrrad ein anderes Akkupaket benötigt. "Man kann nicht einfach ein Set Akkuzellen in ein Fahrrad stecken, das muss alles sehr gut erforscht und berechnet werden und das variiert auch je nach Marke und Fahrrad." Die einzelnen Akkuzellen werden von den Brüdern maßgefertigt und dann mit kleinen Streifen aneinander geschweißt. Auf diese Pakete kommt die Elektronik des Fahrrads, und das geht wieder zurück in das Gehäuse.
"Alle kurzen Strecken können elektrisch gefahren werden, und für den Arbeitsweg muss man nie tanken."
Stan entfernte den alten Akku und setzte ein neues Akkupaket ein. "Die Kapazität hat sich mehr als verdoppelt. Von 10 auf 30 Kilowattstunden. Jetzt kann ich damit etwa 250 Kilometer fahren, bevor er wieder an die Steckdose muss." Dort sehen die Brüder auch die Zukunft. "Natürlich werden wir in den nächsten Jahren noch sehr beschäftigt sein mit den Fahrradakkus, aber auch der Automobilbereich ist sehr interessant." In ihrer Halle steht auch ein Plug-in-Hybrid von Volkswagen. "Damit kann man normalerweise nur etwa 30 Kilometer elektrisch fahren. Das erweitern wir jetzt auf etwa 100 Kilometer", sagt Stan. "Dann kann man alle kurzen Strecken elektrisch fahren und muss für den Arbeitsweg nie tanken."
Sie sehen sich etwa acht Stunden am Tag in der Werkstatt und wohnen darüber hinaus auch noch unter einem Dach. Vielleicht liegt darin das größte Unternehmensrisiko: Streit. Das haben sie glücklicherweise nur selten, lachen die Brüder.